Dienstag, 16. April 2013

1.1 Die Anreisen



Die Anreisen ...


„Ich fürchte, in diesem Fall müssen wir leider teil­weise konsequent sein.“

Hat er das wirklich zu seinen „Untergebenen“ ge­sagt? Ohne zu lächeln? Der ältere Herr, Typ Abtei­lungsdirektor, lächelte nicht, als er diese verbale Inkon­tinenz seinen zwei Assistenten vermittelte. Und diese notierten diesem Blöd­sinn auch noch!

Was musste man bei den ständigen Reisen mit der Bahn al­les ertragen? Waren die regelmäßigen Verspä­tungen der Deutschen Bahn nicht schon Strafe genug?

Ich klappte das Buch zu und schaute aus dem Fens­ter. Die wöchentlichen Fahrten nach Frankfurt hatten mich zu einem idealen Kandidaten für „Wetten dass“ gemacht. Landmarken ermöglichten die Vorhersage der Ankunftszeit. Der kleine Segelflugplatz … jetzt noch circa 43 Minuten. Heute funktionierte mein System nicht so wie gewohnt. Die­se merkwürdige Reisegruppe rechts von mir hat mich abge­lenkt. „Leider teilweise“ in Verbindung mit „konsequent“ machte geradezu rammdösig.

Wie soll man sich bei solchem Nonsens auf die wichtigen Meetings konzentrieren? Wichtige Meetings mit viel Kaffee und dem richtigen Gebäck sind eine Wohltat, aber doch meistens unergiebig. Langwierige Präsentationen mit vielen Grafiken und geradezu end­losen Zahlenkolonnen  führen zu kaum zu unter­drückenden Gähnattacken.

Wie soll man das nur kaschieren? Eine provozieren­de Frage könnte für genügend Ablenkung sorgen. „Haben Sie bei der Analyse die (… möglichst viele englische Fachbegrif­fe) bedacht?

Oder, ich fürchte in diesem Fall, das lenkt ab und verlän­gert leider häufig ungewollt die Sitzungen.

Das Leben könnte so schön sein!

Die Reisen mit Flugzeug waren auch Routine. Wenigst­ens die Bonusmeilen waren ein Gewinn. Manch­mal hatte ich den Eindruck, dass alle anderen Passagie­re sich auch aus Consultants zusammensetzten. Die Anzüge, die Mäntel, die Aktenkoffer und die unver­meidlichen Laptoptaschen ordne­ten sie dieser Katego­rie zu.

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